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#1 | Ich stelle mich vor... datum

06.01.2014 23:12

Liebe Leute,

ich freue mich, hier zu sein! Ich hoffe, ich kann hier Menschen treffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich und mir Anregungen geben, mich und mein Leben weiter in der Spur zu halten und neue Wege zu gehen. Hier ist meine Geschichte.

Ich muss ein bißchen weiter ausholen: Im Sommer 2012 � ich war 27 � stand ich kurz vor meinem Studienabschluss und war unzufrieden. Das Studium war unbefriedigend verlaufen und ich fand keine Arbeit, die ich im Anschluss beginnen konnte. Mit meiner damaligen Freundin (ich nenne sie mal) Silvia war ich seit fast neun Jahren zusammen, meine erste und bis dahin einzige Freundin. Sie war drei Jahre jünger als ich. Wir lebten seit zwei Jahren in einer gemeinsamen Wohnung. Was wir mittlerweile hatten, war Routine. Wir stritten nicht, aber ich langweilte mich mit ihr, die Leidenschaft war weg. Leider sprachen wir nicht über diese Dinge; ich wusste nicht, wie, und sie war dazu zu simpel, zu naiv, zu einfältig. Außerdem liebte sie mich noch immer sehr und fürchtete sich, ungemütliche Themen anzusprechen. Aber auch sie war nicht zufrieden.

Ende des Sommers gab ich meinen letzten Studentenjob auf und konzentrierte mich auf meine Abschlussarbeit. Während dieser Zeit nahm eine ehemalige Kollegin Kontakt mit mir auf, (ich nenne sie mal) Anita. Ich war überrascht; während des halben Jahres, in dem wir Büro an Büro saßen, hatten wir nicht mehr als drei Unterhaltungen, aber nun interessierte sie sich plötzlich für mein Schreiben (Ich habe einen Roman veröffentlicht). Ich bot ihr ein Treffen an und wir kamen uns näher. Ich hatte kein schlechtes Gewissen dabei, weder meiner Freundin gegenüber noch ihrem Mann und dem gemeinsamen Kind. Für mich war das bloß eine Gelegenheit, die ich nutzen wollte. Aber schnell verliebte ich mich in Anita. Sie war viereinhalb Jahre älter als ich. Ich wollte mir damals nichts eingestehen, bastelte mir Ausreden und Erklärungen zurecht, das sei bloß eine Phase, kurze Affäre. Und ich hielt es für eine Chance, etwas Neues anzufangen und mit dem �Alten� aufzuräumen. Mittlerweile weiß ich, dass ich mir von dieser Frau mehr erhofft hatte � aber die Annahme, sie würde ihren Mann für mich verlassen, war zu dumm und naiv.

Mitten in diesem Gewissenskonflikt trennte ich mich von Silvia und verlangte von ihr, dass sie sich bald eine eigene Wohnung sucht. Sie war am Boden zerstört. Ich gab mich kalt und hart und vermied jegliches Verhalten, das sie missverstehen konnte und sich daraus wieder Chancen erhoffte. Damals wollte ich sie tatsächlich los werden. Ich glaubte, sie würde mich behindern, in meiner Bewegungsfreiheit einschränken. Das war Unsinn, aber tatsächlich passten wir schon seit Jahren nicht mehr zusammen. Von Anita erzählte ich ihr bis heute nichts. Ich begründete meinen Entschluss damit, dass ich Silvia nicht mehr liebe. Sie zog dann auch aus, zu ihrer Mutter. Bereits eine oder zwei Wochen später beendete ich dann auch die Sache mit Anita. Dieses Irgendwas zwischen uns hatte keine vier Monate gedauert. Es tat weh, da ich gerne mit ihr zusammen gewesen war, aber ich hatte erkannt, dass es für uns keine gemeinsame Zukunft gab. Ich habe sie seither nicht mehr gesehen und auch nicht mit ihr gesprochen. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Drang, sie anzurufen oder ihr SMSe zu schreiben, ich war immer sehr entschieden und diszipliniert und konnte mich gut distanzieren. Nach einem halben Jahr hat sie mir dann eine E-Mail ohne wirklichen Inhalt geschickt, aber darauf habe ich nicht geantwortet. Mittlerweile spüre ich nicht mehr viel, wenn ich mich an sie erinnere.

Im Dezember 2012 war ich allein, aber ich blieb es nicht lange; in einer Internet-Singlebörse lernte ich ein Mädchen kennen, (ich nenne sie mal) Shereen. Sie kam aus einem kleinen Städtchen außerhalb Hamburgs und war anderthalb Jahre jünger als ich. Anfang 2013 trafen wir uns das erste Mal in Hamburg, eine Woche später zeigte sie mir ihren Heimatort und bereits in der Woche darauf verbrachte sie die Nacht bei mir. Sie steigerte sich ziemlich schnell in die Sache hinein und fing an, mich auf ein Podest zu heben, mich ständig anzurufen und mir täglich zahlreiche SMSe zu schreiben. Ich beantwortete die wenigsten davon und erklärte ihr mehrmals, ich hätte nicht die Zeit, so oft mit ihr zu telefonieren und auf alle ihre Nachrichten zu antworten. Sie gab sich unzufrieden damit, aber es bremste sie nicht. Mit Shereen traf ich mich vier Monate lang, und ebenso wie mit Anita war ich nie wirklich glücklich. Die Art, wie wir uns kennengelernt hatten (Internet) und ihr Interesse an mir (viel zu schnell entbrannt) machten mich skeptisch, die räumliche Distanz zwischen uns (Hamburg und Vorstadt) und die seltenen Treffen (nur an den Wochenenden, unregelmäßig unter der Woche) hinderten mich daran, etwas wie Vertrauen zu entwickeln. Aber ich brauchte ein Mindestes an Vertrauen. Außerdem schien ihre Familie mich nicht zu mögen, und was am schwierigsten wog: Shereen hatte gesundheitliche Einschränkungen, war oft schnell erschöpft, brauchte regelmäßige Ruhephasen und Schonung. Wenn wir uns trafen, unternahmen wir selten etwas. Taten wir es doch, war sie hinterher schlapp und hinüber. Damit begründete sie auch, warum sie keine längeren Zugfahrten auf sich nehmen konnte und mich lieber bei sich empfing, anstatt zu mir nach Hamburg zu kommen. Eine Zeitlang spielte ich mit � von drei Treffen fanden zwei bei ihr statt. Aber insgeheim verdächtigte ich sie auch, ihre Gesundheit oft genug als Grund bloß vorzuschieben. Ich zweifelte, fragte mich selbst, welches Ziel ich eigentlich bei ihr verfolgte, und sehnte mich insgeheim danach zurück, wieder alleine zu sein.

Es ging bald zuende, nachdem ich ihr meine Vorstellungen darlegte und ankündigte, künftig nicht mehr so oft bei ihr sein zu wollen, wenn sie nicht häufiger zu mir kommt. Außerdem tat ich mich schwer mit dem Wort �Liebe�. Shereen hatte sich Stück für Stück vor gearbeitet, von �Ich mag dich� und �Ich vermisse dich� über �Ich bin ein bißchen verliebt in dich� bis nach �Ich liebe ich�. Ich selbst war auch verliebt in sie, aber zwischen Verliebtsein und Liebe gab es für mich einen großen Unterschied. Das schien sie mitzunehmen. An einem Wochenende im Mai 2013 verabredeten wir, dass Shereen nach Hamburg kommt. Dazu kam es aber nicht, denn sie schrieb mir vorher eine SMS, in der sie erklärte, mich nur an den Wochenenden zu sehen, sei ihr nicht genug und jeder Abschied zerreiße ihr das Herz. Das klang sehr schön, auch wenn es eigentlich traurig war. Außerdem machte sie mir Vorwürfe, ich würde ihre gesundheitlichen Einschränkungen nicht ganz ernst nehmen. Sie könne nicht nach Hamburg kommen, schrieb sie abschließend, und wenn sie mir etwas bedeute, dann solle ich zu ihr aufs Land kommen. Ich wollte mich von ihr nicht unter Druck setzen lassen, also rief ich sie an und hörte mir ihre Argumente noch einmal in Ruhe an. Ein weiteres Mal merkten wir, dass unsere Vorstellungen auseinander gingen, also beschlossen wir, nicht mehr weiter zu gehen. Sie äußerte am Telefon ihren Wunsch, den Kontakt zu halten (�Ich kann nicht ohne dich sein� usw usf), aber mir klang das zu sehr nach LJBF. Das ist jetzt acht Monate her und � genauso wie bei Anita � habe ich seither keinen Kontakt mehr mit Shereen gehabt.

Alleine sein war gerade während der ersten Monate schwer. Morgens war es am härtesten. Wenn die Gedanken noch ungeordnet waren und ich mich desorientiert fühlte, kreisten alle Gedanken um Shereen. Ich bastelte mir Szenarien, suchte nach Erklärungsansätzen, warum die Sache gescheitert war, stellte Pro- und Kontra-Listen auf (Kontra Shereen trug einen überwältigenden Sieg davon), und trotzdem überlegte ich keine müde Sekunde, sie anzurufen oder ihr zu schreiben. Anita war eine klare Sache gewesen, eine verheiratete Frau, die bloß Abwechslung brauchte. Shereen schien mir mehr wert � wert, in sie zu investieren. Das machte es mir schwer, den Schluss wirklich gut zu heißen.

Ich konzentrierte mich wieder mehr auf mich selbst, auf den Haushalt, auf die Arbeit, Familie und Freunde. Trotzdem fühlte ich mich noch oft einsam. Zu Silvia, meiner Neun-Jahre-Beziehung, hatte ich keinen Kontakt gehabt, seit sie ausgezogen war, doch ich wusste, dass sie Anfang 2013 tatsächlich eine eigene Wohnung gefunden hatte. Gedanklich hatte ich mich nie richtig mit ihr beschäftigt, seit Schluss war. Ich hatte nicht viel dafür getan, Beziehung und Trennung zu reflektieren und zu verarbeiten. Tatsächlich hatte ich mir in den Kopf gesetzt, dass sie mich noch lange lieben würde und ich noch die �Hintertür� offen hätte, zu ihr zurück zu kehren. Daneben war mein größter Fehler seit dem Ende mit Shereen gewesen, keine anderen Frauen kennenzulernen, mit denen ich mich lange genug ablenken konnte oder gar den Versuch unternehmen, wieder etwas Neues zu beginnen. In einsamen Phasen sehnte ich mich also nach Silvia zurück.

Anfang Winter 2013 dann begegneten wir uns auf der Straße. Sie war zunächst distanziert und vorsichtig, dann taute sie etwas auf und wurde offener. Zu der Zeit, als wir zusammengezogen waren, hatten wir uns zwei Katzen in die Wohnung geholt, und nach der Trennung nahm Silvia sie mit meinem Einverständnis zu sich. Nun bot sie mir an, die Katzen zu sehen. Ich nahm ihr Angebot an und schaute mir auch ihre Wohnung an. Ich suchte Kontakt, brachte sie sogar zum Lachen, wollte sie ein bißchen aus ihrer Reserve locken. Diesem ersten Wiedersehen folgten noch zwei weitere Treffen, bis sie eine Linie zog und erklärte, wir sollten uns vorerst nicht mehr so häufig sehen. Ich war mir meiner Absichten bewusst: Ich wollte herausfinden, ob da noch etwas zwischen uns ist, ob sie mich noch in ihrem Herzen trägt und inwiefern es die Möglichkeit gibt, damit zu �arbeiten� und wieder zusammen zu finden. Selbstverständlich war ich noch in ihr, aber das alleine reichte nicht aus; ich hatte ihr mit der Trennung sehr weh getan und brauchte jetzt nicht zu erwarten, dass ein paar Scherze diese Narben überdecken konnten. Ich war naiv an die Sache heran gegangen.

Zu einem weiteren Treffen kam es bis heute nicht mehr. Ich habe den Entschluss gefasst, jegliche Anstrengungen bleiben zu lassen und zu meiner Entscheidung, ohne Silvia zu leben, zu stehen, denn ich hatte gute Gründe für die Trennung, die auch heute noch gelten. Auch von ihrer Seite kam in der Zwischenzeit keine Annäherung mehr. An Weihnachten war mir danach, ihr einen Gruß zu schreiben. Sie hat geantwortet und auch dabei blieb es.

Ein Aspekt stört mich jedoch: Meine Schwester und meine Mutter stehen noch in Kontakt zu Silvia. Die beiden hatten sich nach der Trennung gelegentlich mit ihr getroffen, um sie zu trösten, und nun sind daraus Freundschaften entstanden. Im Grunde geht es mich nichts an, aber ich bin nicht begeistert. Welchen Sinn jede einzelne von den Dreien darin sieht, wird mir nur schwer begreiflich, soll doch Silvia einmal geäußert haben, sie sei inzwischen über mich hinweg. Mir ist klar, dass sie jederzeit einen neuen Mann kennenlernen kann, will und auch wird, es ist bloß eine Frage der Zeit, wann das passiert. Ich befasse mich nun mit der Vorstellung, wie das auf mich wirken könnte, und freunde mich langsam damit an, oder treffender: Ich akzeptiere es als logischen Lauf der Dinge. Aber noch wichtiger: Ich konzentriere mich gleichzeitig auf meine eigenen Ziele und arbeite an mir. Seit einem Monat gehe ich regelmäßig zum Sport, befasse mich mit Tanzen, schaue mich nach besseren Jobs um, traue mich langsam an Frauen heran, wenn auch gewohnt gemächlich. Ich leite wichtige Schritte ein � ich sehe mich auf einem guten Weg.

Ich hoffe, ich kann Euch hiermit einen Einblick bieten, der nicht zu viele offene Fragen aufwirft oder zu Fehlannahmen führt. Für Fragen bin ich offen, für persönliche Meinungen ebenfalls, denn darum geht es hier im Forum ja.

Viele Grüße,

Kater

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