B.1. Einleitung
B.2. Die einzelnen Archetypen

2.1. Die Krieger-Energie
2.2. Die Magier-Energie
2.3. Die Liebhaber-Energie
2.4. Die Königs-Energie

B.3. Das Zusammenspiel der Archetypen
B.4. Intensivierung der Energien
B.5. Beziehungskiste
B.6. Das Ziel der Reise
Der Wilde Mann
Die Hymne an die Wolfsfrau

Dieser ganze Ratgeber ist für Männer. Er ist kein wissenschaftliches Pamphlet, sondern ein Ratgeber aus der Praxis.
Aber warum überhaupt ein Ratgeber für Männer? Weil ich glaube, dass es endlich an der Zeit ist, dass wir Männer innehalten und anfangen, darüber nachzudenken, was uns Kraft und Energie raubt, wo wir gegen Windmühlen kämpfen oder uns selbst verwunden. Wir Männer sind angeblich das „starke Geschlecht“ und die vermeintlichen Gewinner des partiarchalischen Systems aber dafür zahlen wir einen hohen Preis und die nackten Zahlen sprechen eine andere Sprache:
Wir Männer arbeiten länger und sterben früher, sind dreimal so stark selbstmord- und suchtgefährdet als Frauen, sind doppelt so oft chronisch krank, neigen mehr zu Depressionen, sind das Ziel von 70 % aller Mordversuche, aber auch die Verursacher von 95 % aller Gewalttaten, und das sind nur ein paar der widersprüchlichen Daten.

Aber das kann nicht der Sinn der Sache sein, es muss einen Weg aus dieser Sackgasse geben. Die Frauen haben ihren Weg schon gefunden und viele von Ihnen sind aufgebrochen auf ihrem neuen Weg. Jetzt sind wir Männer an der Reihe, unseren Weg zu suchen und ihn auch zu gehen. Denn Stehenbleiben ist immer ein Rückschritt, weil die Welt sich weiterbewegt.

In diesem Kapitel stelle ich dir vier Begleiter für deinen eigenen, persönlichen, einzigartigen Weg: Den König, der dir Sicherheit und Ruhe gibt; den Krieger, der dir Kraft und Zielstrebigkeit verleiht, den Magier, der dir Wissen und Weisheit verschafft und den Liebhaber, der dir den Blick für alles Schöne verleiht.

Diese Archetypen gibt s natürlich auch für die Frauen, aber hier geht es um die Männer. Ich tue das, weil ich glaube, dass es auch für und Männer wichtig ist, uns mit unserem innersten Verständnis unseres Geschlechts zu beschäftigen. Und dabei ist es wichtig, dass wir unter uns bleiben.

Wir wollen keine Machos werden, Machos sind verkappte Frauenhasser, die ihre eigenen Unzulänglichkeiten durch übertriebene Dominanz kaschieren wollen. Darauf steht keine geistig gesunde Frau und wir wollen auch kein erneutes Aufleben des Patriarchats. Unser Ziel ist ein reifes, gereiftes, gleichberechtigtes aber nicht gleichförmiges Miteinander. Das Problem, das wir heute in unseren Beziehungen haben, ist der Versuch, ein Geschlecht über das andere zu stellen. Immer wird entweder die Männlichkeit oder die Weiblichkeit als besser oder dem anderen überlegen angesehen, was zu einem endlosen Kampf führt. Aber ein Gleichmachen von Mann und Frau ist keine Lösung. Männer und Frauen sind gleichwertig, aber nicht gleich. Zum Glück, denn gerade die Dualität, die Spannung zwischen diesen beiden Polen,, macht den Reiz in Beziehungen aus.

Welche Frau möchte schon einen Mann ohne Profil, ohne kanten, der vielleicht sogar noch alles so fühlt, macht und empfindet wie sie? Der androgyn oder gar weiblich ist, auf keinen Fall ein richtiger Mann? Ich denke, keine. Viele Männer finden keine Partnerin, weil sie für die Frauen zur „besten Freundin“ mutieren. Wundert mich nicht, dass die Schwierigkeiten haben, denn das ist es sicher nicht, was Frauen von ihrem Traummann wollen.

Frauen sehnen sich nach einem „wilden Mann“. Einem Mann, der authentisch und stark ist, zivilisiert aber unangepasst, zärtlich aber ungezähmt. Frauen wollen einen Mann, der sie fördert und fordert. Einen Mann, dem es wichtig ist, dass seine Partnerin sich weiterentwickelt und eine starke, reife, „wilde“ Frau ist. Frauen wünschen sich einen Mann, der so sehr Mann, der so sehr Mann ist, dass es seiner Männlichkeit keinen Abbruch tut, wenn er angeblich weibliche Tätigkeiten wie Putzen oder Babys wickeln übernimmt – und das dann auch ganz selbstverständlich tut.

Was sind Archetypen?

Bevor wir uns auf die Reise begeben und uns näher mit den einzelnen Archetypen auseinandersetzen, will ich ein paar grundlegende Worte über diese Energien verlieren, woher sie kommen und wie wir mit ihnen umgehen können:

Archetypen sind energiegeladene Bilder aus dem kollektiven Unterbewussten, einer Schicht der Psyche, die uns angeboren ist. Im kollektiven Unbewussten sind die Erfahrungen der Menschheit gespeichert, es ist unser Stammesgedächtnis. Die Archetypen bezeichnen die Urprägungen, die Urbilder, die Aktions - und Reaktionsmuster, die sich in der Menschheit gebildet haben. Mit ihnen haben wir Zugriff auf immer wiederkehrende Verhaltensmuster und können und und andere besser verstehen lernen. Wenn und die Energie der Archetypen zugänglich ist, kann sie uns helfen, das Leben zu meistern, in verschiedenen Situationen angemessen zu reagieren und kreative Lösungen für unsere Probleme zu finden.

Natürlich sind die Archetypen auch in uns, wenn es uns nicht bewusst ist. Sie beeinflussen unser Leben immer, aber es ist ein Unterschied ob ich unbewusst ihre Energie auslebe oder ob ich wirklichen Zugang zur reifen Form des Archetypen habe. Das ist wie beim Spielen eines Instruments: am Anfang ist das Spielen nur ein Herumprobieren, manchmal trifft man den richtigen Ton auch in der passenden Dauer und Lautstärke, meistens aber nicht. Wenn ich aber beginne, mich ernsthaft mit dem Instrument auseinanderzusetzen und zu üben, dann wird das Lied, das ich spiele, immer besser und schöner. Und wenn ich es zur Meisterschaft gebracht habe, wird das Spielen ganz leicht und geht wie von selbst.

Archetypen sind auch schöpferische Lebensmächte, ohne die das Leben eindimensional, eng und schal wird. Zum Schöpferischen gehört als Gegenpol aber auch das Zerstörerische, Auflösende, der Schatten – beide Aspekte sind dem Archetypen eigen. Das kannst du mit den beiden Seiten einer Münze vergleichen: es gibt de eine nicht ohne die andere. Die Energie eines Archetypen ist aber weder gut noch böse, sie ist einfach da. Erst dadurch, dass und wie wir sie einsetzen, wird sie positiv oder negativ. Es hängt davon ab, wie wir sie einsetzen oder eben auch nicht einsetzen, ob sie positiv oder negativ ist. Darüber, ob sich ein Archetyp fördernd oder zerstörerisch auswirkt, entscheiden also letztlich wir selbst durch unsere Einstellung zu ihm bzw. unser Umgehen mit ihm. Wie du ihn beeinflussen kannst, erfährst du in diesem Kapitel.
Die dunkle Seite jedes Archetypen besteht aus den zwei Möglichkeiten mit der Energie des Archetypen umzugehen. Man kann ihn übertrieben ausleben oder übertrieben zurückhalten. Beides ergibt eine negative Archetypenenergie. Es gibt als von jedem Archetypen eine aktive und eine passive dunkle Seite, die wir uns ebenfalls ansehen müssen.
Aber welche Archetypen gibt es? Prinzipiell kann man ihre Zahl mit „unendlich“ angeben. Man findet auch in fast allen Büchern irgendeinen Archetypen, der in keinem anderen Buch vorkommt. Ich glaube aber, dass sie sehr viel von ihrer Kraft verlieren, wenn man sie zu sehr als Spezialist für einen kleinen Teilbereich verwendet. Ich habe mich deshalb dafür entschieden, mich auf die vier Typen König, Krieger, Magier und Liebhaber entschieden – wie sie auch Robert Moore und Douglas Gillete vorgestellt haben.

Aber auch wenn ich mich auf diese vier beschränke, kann man die Grenzen zwischen ihnen nicht immer klar und eindeutig ziehen. Es gibt Bereiche, in denen man nicht sicher sagen kann, ob das jetzt Königs- oder Magierenergie ist. König und Magier, aber auch Krieger und Liebhaber stehen sich näher, weil die beiden ersten mehr aus dem Kopf und die beiden anderen eher aus dem Bauch heraus wirken. Aber es ist auch nicht so wichtig, eine hundertprozentige Abgrenzung zu haben. Es geht darum, aus der richtigen Energie zu schöpfen, egal wie man sie jetzt nennt.

Jeder Mensch hat alle vier Archetypen in sich und lebt auch aus ihrer Energie, ob bewusst oder unbewusst. Wie viel Anteil jeder Archetyp an unserem leben hat, verändert sich mit der Zeit. Die meisten leben zuerst vor allem aus einer bestimmten Archetypen-Energie, während die anderen nur sehr gering vorhanden sind. Sie versuchen, allen Situationen mit dieser einen Energie zu begegnen, was natürlich nicht immer passend ist. Im Lauf des Lebens werden die anderen Archetypen dann größer und bekommen mehr Anteil, wodurch dann die primäre Archetyp nicht mehr so dominant ist. Mit der Zeit entsteht dann ein für den Menschen und seiner Situation passendes Gleichgewicht zwischen den vier Energien.

Fördern kannst du diesen Prozess, indem du dir zuerst einmal die vier Energien in dir bewusst machst. Als zweiten Schritt stellst du dann fest, wie viel Anteil die einzelnen Archetypen in deinem Leben haben und dann, ob du ihre Eigenschaften gut oder schlecht auslebst. Es geht darum, die guten Eigenschaften zu aktivieren und den Zugang zu ihnen bewusster und offener zu halten. So wirst du immer mehr die reife, geläuterte, meisterhafte Form des Archetypen leben.

Letzten Endes geht es darum, jedem der vier Archetypen annähernd gleich viel Platz in uns einzuräumen. Denn jeder Archetyp braucht die drei anderen, um aus uns einen ganzheitlich lebenden Mann zu machen.

Die Reise eines Helden

Neben den Archetypen gibt es noch eine Gemeinsamkeit, die in allen Erzählungen der Menschheit vorkommt: bestimmte Handlungsabläufe. Und einer von denen ist für unser Thema besonders interessant: die Heldenreise.
In sehr vielen Märchen zieht der Held aus, um den kranken König oder das Reich zu retten. Manchmal dauert es seine Zeit, bis er dazu bereit ist und seine Aufgabe übernimmt. Oft werden die Umstände erst noch schlimmer und schlimmer, aber irgendwann erkennt der Held, dass er an der Aufgabe nicht vorbeikommt und marschiert los.

Auf der dann folgenden Reise begegnet er vielen Gefahren, denen er trotzen muss. Dazu muss er kämpfen und/oder listig sein wie ein Krieger und die Waffen, die er zur Verfügung hat, erkennen und richtig einsetzen. Er darf sein Ziel nicht aus den Augen verlieren und muss Ausdauer und Stärke beweisen. Meistens braucht er die Hilfe eines Zauberers oder einer anderen magischen Gestalt, muss Rätsel lösen, einen Bann brechen oder den Fluch einer Hexe lösen. Er braucht dazu Weisheit, die er entweder aus sich heraus oder von einem Berater erhält und muss sich seiner eigenen Transformation stellen. Sehr oft muss er dann seine Liebe zur Natur und zu den anderen Menschen zeigen oder erwecken. Er muss lernen, die Schönheit und den Wert der Schöpfung zu schätzen und er muss kreativ sein, um am Ende den Drachen zu besiegen und mit einem Schatz heimzukehren. Dann wird er selbst zum König.

Du meinst, solche Heldenreise gäbe es nur im Märchen? Aber sind unsere eigenen Lebenswege wirklich so anders? Erleben nicht auch wir und die Menschen um uns herum, dass ein Königreich – unsere Beziehung, unsere Arbeit, unsere finanzielle Situation – zugrunde geht? Liegt es dann nicht an uns, aufzubrechen und das Königreich zu retten? Können wir nur zusehen, wenn alles den Bach runtergeht? Sind nicht auch wir dann als Held gefragt? Und wer von uns hat sich als kleiner Bub – so ganz im Geheimen – nicht öfter gewünscht, als der siegreiche Held in so einer Geschichte zu sein?

Wir sind die Helden unserer eigenen Lebensgeschichte! Wir sind es, oft ohne es wahrzunehmen. Sicher, oft zögern wir. Oft ist der Leidensdruck nicht groß genug und wir sagen uns, dass wir es nicht schaffen und dass es nicht so schlimm wäre. Aber irgendwann wird es offensichtlich, dass wir der Reise nicht entgehen können. Dann endlich brechen wir auf.

Wenn wir dann unsere Heldenreise angetreten haben – oder uns bewusst wird, dass wir schon längst auf dieser Reise sind – denn erkennen wir, dass wir Krieger-, Königs-, Magier- und Liebhaber-Energie benötigen, um die Drachen – unsere Ängste und Sorgen, Probleme und Widerstände – besiegen zu können. Dann werden wir auch den Schatz, nämlich unser wahres Selbst, finden und König sein wenn wir jedem dieser drei seinen rechtmäßigen Platz zugestanden haben. Wir werden unser Königreich saniert und verteidigt haben, seine Grenzen erweitert und seine Landschaft verschönert – egal ob es sich um ein äußeres Königreich, wie die Arbeit oder unser inneres Königreich, unsere Psyche, handelt.

In diesem Kapitel findest du eine genaue Beschreibung der vier Archetypen, deren Energie du auf deiner Reise benötigen wirst. Jeder Archetyp wird zuerst aus seiner positiven Sicht gezeigt, seine Eigenschaften werden in der guten und reifen Form beschrieben. Dann kommen die Beschreibungen der beiden negativen Pole. Dort zeige ich, wie es ich auswirkt, wenn man die Energie eines Archetypen in die eine oder andere Richtung übertreibt. Ich weise darauf hin, dass diese drei Bilder nur den Mittelpunkt und die beiden Endpunkte auf einer Skala darstellen. Niemand wird komplett einem der drei Bilder entsprechen. Wir bewegen uns je nach Situation auf der Skala hin und her.

Es ist auch nicht so, dass der reife Archetyp andere Eigenschaften besitzt als die beiden negativen Extreme. Bei ihm sind nur alle Eigenschaften in der richtigen Proportion vorhanden. Dagegen lebt der aktive Schattenpol die aktiven Eigenschaften so übertrieben aus, dass die an und für sich guten Eigenschaften zu negativen werden. Gleichzeitig unterdrückt er sie passiven Eigenschaften des Archetypen, was sich auch negativ auswirkt. Beim passiven Schattenpol werden dagegen die passiven Eigenschaften so extrem ausgelebt, dass sie negativ spürbar werden. Die aktiven Eigenschaften des Archetypen spürt der passive Pol dagegen kaum.

Da jedes Bild also alle Eigenschaften des Archetyps enthält, ist es sehr wichtig, auch die negativen Pole nicht zu verurteilen oder abzulehnen! Es geht darum, sie zu integrieren und dadurch ihre Energie auf das richtige Maß zu bringen. Nur so erreicht man die reife Archetyp-Energie. Wenn du einen Schattenpol ablehnst, dich also ablehnst, weil du aus der Energie des Tyrannen (der aktive negative Pol des Königs) gehandelt hast, dann verurteilst du gleichzeitig die aktiven Eigenschaften des Königs! Du trennst dich von einem Teil der Archetyp-Energie – und das ist genau das, was du nicht willst. Nicht die Eigenschaften des negativen Pols sind schlecht, sondern die zu hohe oder niedrige Intensität, mit der du sie auslebst.

2.1.1. Der Krieger - die positive Form des Archetypen

Zuerst werden wir uns mit dem Archetypen befassen, den wir am Beginn unserer Reise am dringendsten brauchen: den Krieger.

Der Krieger hat aufgrund der Weltkriege, durch Vietnam und andere Kriege in der Geschichte einen schlechten Ruf. Diese großen Manifestationen negativer Krieger-Energie lassen viele Menschen vor dem Krieger zurückschrecken. Es hat sogar Bewegungen gegeben, den Krieger abzuschaffen – die Hippies in Amerika, die Friedensbewegungen in Europa und esoterische Sanftheits-Schwätzer, um nur ein paar zu nennen.
Aber mit dem Ansatz, die Krieger abschaffen zu wollen anstatt ihn zu verstehen, entstehen zwei Probleme: erstens brauchen wir und die Welt Krieger-Energie – natürlich nur positive, aber die dafür um so mehr. Und zweitens kann man einen Archetypen nicht einfach wegschicken nur weil man ihn nicht will.

Was wir erreichen wenn wir den Krieger abzuschaffen versuchen, ist, dass wir ihn in unserem Unterbewusstsein vergraben. Aber wenn wir ihn so unterdrücken, leben wir seine Energie unbewusst aus. Unbewusstes Ausleben einer Archetyp-Energie bedeutet aber, dass wir die negative Seite ausleben. Dann staut sich unterdrückte Energie auf und man gerät immer mehr unter Druck. Der unterdrückte Krieger bricht irgendwann wie ein Vulkan aus und richtet dann viel Schaden an.

Interessant ist auch, dass der Krieger – trotz der Abneigung gegen ihn – in unserer Gesellschaft am häufigsten zu spüren ist. Das kann man sehr gut im Sport sehen, wo man ohne Krieger-Energie keinen Fisch vom Teller zieht. Wie sehr der Krieger aber in jedem von uns steckt, sieht man sehr gut an den Zuschauern. Das Mitleben, Anfeuern, Sich-Identifizieren mit den „Krieger“, die da unten kämpfen, zeigt die starke Anziehungskraft, die der Krieger besitzt.

Aber auch im Beruf ist der Krieger in der heutigen Zeit überall zu sehen. Der Konkurrenzkampf, der immer härter und härter wird, verlangt und fördert Krieger-Energie – leider auch oft über ein gesundes Maß hinaus.

Aber sehen wir uns den Krieger zuerst einmal genauer an:

Der Krieger ist der teil von uns, der Hindernisse überwindet und Opfer bringt, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Er weiß, dass es Dinge gibt, für die es sich lohnt, zu schwitzen, zu leiden oder sogar zu sterben. Er richtet dich auf ein Ziel aus und gibt dir den Mut, Entscheidungen zu fällen und dabei auch Fehler auszuhalten.

Der Krieger bewacht und verteidigt die Grenzen, die der König bestimmt. Ohne seine Energie sind wir allen Angriffen schutzlos ausgeliefert. Und deshalb ist es seine Pflicht und wichtigste Aufgabe, die Grenzen zu sichern. Wenn uns unser innerer Krieger nicht vor Verletzungen und Grenzüberschreitungen schützt, ist unser innerstes Selbst ungeschützt.
Ohne seine Energie ist auch keine Unterscheidung möglich. Das Schwert des Kriegers scheidet zwischen Gut und Böse, Liebe und Hass, Wahrheit und Unwahrheit. Er ist der Teil in uns, der achtsam und aufmerksam ist, der verhindert, dass wir planlos durch Leben gehen. Er ist es aber auch, der uns befähigt, schnell und zielbewusst die vielen kleinen Entscheidungen zu treffen auf dem Weg zum großen Ziel, das der König vorgibt.

Der Krieger weiß was er will und wie er es bekommt. Er wendet nicht mehr Kraft auf als nötig und spricht nicht viel, sondern handelt schnell und zielbewusst. Er hat auch die Ausdauer und die Geduld, legt seine Taktik zurecht und folgt dieser konsequent. Ein guter Krieger bringt viel Zeit zur Vorbereitung eines Kampfes auf. Er studiert seinen Gegner, überlegt sich gut, was er erreichen will, welche Waffen er zur Verfügung hat und welche er benutzen will. Welche Kompromisse er machen und welche Folgen so ein Kompromiss oder sogar eine Niederlage haben kann. Er ist durch diese gute Vorbereitung seinem Gegner einen Schritt voraus und kann unerwartete Wendungen einstecken, abschwächen oder sogar zu seinem Vorteil nutzen. Während eines Kampfes hat er immer das Ziel im Hinterkopf und verliert so nie die Richtung, in die er gehen will, auch wenn er einmal zur Seite gehen oder sogar zurückweichen muss.

Im Berufsalltag erlebt man oft genau das Gegenteil: Da sind Krieger, die völlig unvorbereitet ein Ziel erreichen wollen, sie haben sich nicht einmal die Konsequenzen eines Sieges überlegt, geschweige denn, irgendetwas anderes. Sobald man auch nur einen Einwand vorbringt oder sie fragt, ob sie diese oder jene Gefahr bedacht haben, sehen sie ihr Ziel gefährdet, schlagen wild um sich und sind keinem Argument mehr zugänglich. So beschwören sie ihre Niederlage letztlich selbst herauf.

Ein guter Krieger achtet und pflegt seine Waffen, sorgt dafür, dass sie bereitstehen und funktionstüchtig sind. Genauso achtsam ist er gegenüber seinem Körper, hält ihn geschmeidig, gesund und agil, stärkt seine Muskeln und seine Reaktionsfähigkeit. Er beherrscht seine Waffen, kämpft aber nicht nur um des Kampfes willen, sondern folgt einem überpersönlichen Ziel, einem Ideal.
Bevor er dieses Ziel aber in Angriff nimmt, betrachtet er es genau, vergewissert sich, dass es ein Ziel ist, das ein positiver König gesetzt hat, also ein Ziel ist, das es auch wert ist, verfolgt zu werden. Er legt sich dann einen Plan zurecht und schafft sich Unterziele, Etappen und Meilensteine auf dem Weg zum Ziel. Er überlegt sich, welche Taktik er anwenden wird, ersinnt Kriegslisten mit denen er den Gegner vielleicht sogar kampflos besiegen kann. Während eines einzelnen Kampfes verliert er sein Ziel nicht aus den Augen, weiß aber auch, wann er einen Kompromiss oder sogar eine vorübergehende Niederlage akzeptieren muss. Während des ganzes Weges zum Ziel verfeinert er seinen Plan, passt ihn immer wieder neuen Gegebenheiten an, reagiert auf unerwartete Wendungen und justiert sich immer wieder neu auf sein Ziel ein. Er weiß auch, wann es nötig ist, schneller zu marschieren, wann es besser ist, einem Kampf auszuweichen und wann er ausruhen muss.

Er zerstört nur, was schlecht ist, was vernichtet werden muss um Platz für Neues, Frisches, lebendiges, Gutes zu schaffen. Er ist wie ein Gärtner oder Chirurg, der behutsam aber bestimmt alles Schlechte und Abgestorbene entfernt, damit Neues wachsen kann. Er leidet mit denen mit, denen er Schmerzen zufügt, aber er lässt sich nicht vom Mitleid dazu verleiten, dem notwendigen Schmerz auszuweichen und das, was schlecht ist, weiter wachsen zu lassen. Er lässt sich auch nicht von Selbstmitleid blenden. Er trifft Entscheidungen und handelt dann entsprechend.

Er ist wach, kräftig, achtsam und motiviert. Die Konzentration ist seine große Stärke. Im Kampf bemerkt er jedes Detail, seine Wahrnehmung ist auf das äußerste geschärft. Er hört das kleinste Geräusch, sieht jede noch so kleine Bewegung, kann Spuren lesen und Zeichen deuten. Im Moment der Gefahr hilft er uns, alle unsere Kräfte zu bündeln und dann mit vollem Einsatz zu verwenden.

Um mit dem Schwert ausholen zu können, braucht er Platz und deshalb tritt er immer erst einen Schritt zurück, um eine Sache aus der Distanz, aus einer erweiterten Perspektive zu sehen um dann richtig und angemessen handeln zu können. Er ist sich seiner Ängste und Schwächen bewusst, lässt sich durch sie aber nicht irritieren oder beeinflussen. Oft tun wir leider das Gegenteil und stürzen uns in einem wilden Nahkampf, wenn wir uns an einem wunden Punkt bedroht fühlen. Auch in der Wahl der Waffen verfahren wir selten angemessen.

Der Unterschied zwischen einem jungen und einem erfahrenen Krieger erkennt man am besten an der Art wie sie kämpfen. Ein junger, unreifer Krieger ist spröde in seinen Bewegungen, kämpft verbissen, oft auch verkrampft und schlägt wild um sich. Er lässt mit Fortdauer des Kampfes seinen Emotionen freien Lauf, lässt sich von ihnen leiten und geht wenns blöd läuft sogar völlig in seiner Wut auf. Seine Emotionen bestimmen dann seinen Kampfstil. Damit ist er immer hart an der Grenze zum dunklen Krieger und oft überschreitet er diese sogar.
Der erfahrene, reife Krieger dagegen ist geschmeidig, ja sogar anmutig in seinen Bewegungen. Bei ihm sieht alles ganz leicht aus. Er ist nicht starr, sondern geht mit den Bewegungen seines Gegners mit, er benutzt sogar dessen Schwung, um ihn im richtigen Moment durch einen gezielten Schlag aus dem Gleichgewicht zu bringen.

So macht ein erfahrener Krieger das auch in verbalen Kämpfen. Er lässt seinen Gegner argumentieren, geht mit seinen Ausführungen mit und scheint ihn sogar manchmal zu bestärken, bis er plötzlich mit einem harten, kurzen und unwiderlegbaren Argument das ganze Kartenhaus in sich zusammenfallen lässt. Das macht er natürlich nur dann, wenn das Ziel des Gegners seinem Ziel hinderlich ist.

Der reife Krieger kämpft mit feiner Klinge, hat immer sein Ziel vor Augen und hält seine Emotionen zurück. Er unterdrückt sie nicht, aber er lässt sich nicht von ihnen leiten. Er kämpft für die Sache und da e sich nicht über die Maßen mit ihr identifiziert, kann er auch noch dann einen klaren Kopf bewahren, wenn er zu verlieren droht.

Ein unreifer Krieger ist komplett auf sein Ziel fixiert und identifiziert sich viel zu stark mit ihm. Er kann daher auch nichts anderes daneben mehr gelten lassen, verträgt keine anderen Meinungen da er sonst seinen Fokus verliert.
Der Krieger hat die stärkste Lebensenergie aller Archetypen. Er weiß, dass er nur eine kurze Zeit auf dieser Welt hat und lebt daher intensiv, sehr bewusst und spürt jeden Augenblick. Er gibt auch nicht so leicht auf, auch wenn die momentane Situation trist oder gar aussichtslos erscheint.

Er steht nach Niederlagen wieder auf, er kämpft weiter solange sich noch die kleinste Aussicht auf Erfolg zeigt. Er gibt sich erst geschlagen wenn die die letzte Schlacht vorbei ist.

Da der Krieger die stärkste Energie hat, ist er auch der Archetyp, mit dem die meisten Männer beginnen, wenn sie auf ihre Reise gehen. Magier und Liebhaber kommen erst später, den König aktivieren die meisten zuletzt. Robert Moore sagt, dass es unmöglich wäre, den König gut zu integrieren, bevor man über 50 ist.

Schauen wir uns jetzt aber die dunklen Pole des Kriegers an. Ja nachdem, ob wir die Krieger-Energie aktiv oder passiv verzerren, werden der Sadist oder der Masochist in uns aktiv.


2.1.2. Der Sadist - der dunkle aktive Krieger

Der Sadist kämpft immer und überall, er kann nicht anders. Ich kenne das von meiner Arbeit. Da wird auf alles geschossen, was sich bewegt, wird mit wilden Anschuldigungen um sich geworfen, jeder aggressiv angegangen, alles sofort schlecht gemacht und abgestritten. Permanent wird gekämpft, ohne Rücksicht auf Verluste, auf Sinn und Wert des Kampfes. Der Sadist kämpft um des Kampfes willen, er kann nicht mehr anders kommunizieren. Solche Krieger hinterlassen eine Spur der seelischen Verletzungen die sie anderen zugefügt haben.

Gerade junge Männer sind sehr gefährdet, vom Sadisten beherrscht zu werden. Den erstens will und muss man sich als junger Mann sein eigenes Reich erkämpfen, muss seine Grenzen ziehen und durch Siege und Niederlagen reifen. Dazu braucht man viel Krieger-Energie, die dann leider oft übermächtig wird. Und zweitens hat man keinen reifen König, der dem Krieger die richtigen Ziele zeigt – weder im Freundeskreis und schon gar nicht in sich selbst.

Wenn wir uns umsehen, sehen wir viele junge Männer, die sich vom dunklen Krieger verführen lassen. Ein unreifer Krieger gerät leicht auf die dunkle Seite, weil er meint, unbedingt ein Held sein zu müssen. Die Gefahr dabei ist, dass er für sich selbst kämpft, dass er die Energie des Kriegers nicht nutzt, um die Geister in sich zu unterscheiden, sondern sich damit von den Menschen trennt.

Junge Krieger kämpfen oft drauf los, wollen möglichst schnell voran kommen und merken dabei nicht, dass sie der Sache – und damit sich selbst – schaden.

Viele Kämpfe des Sadisten werden bis zum Schluss durchgezogen, auch wenn das Ziel keinen Sinn mehr hat oder verschwunden ist. Er kann nicht mehr aufhören, zu kämpfen, weil er nicht verlieren kann. Dass er nach dem Sieg das, was er erkämpft hat, gar nicht mehr haben will, ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass er gewonnen hat, egal um welchen Preis.

Viele Männer kämpfen so um ihre Beziehung. Sie sind zwar nicht glücklich wenn sie gewonnen haben und die Partnerin aufgibt, aber immerhin haben sie nicht verloren. Was sie aber nicht erkennen, ist, dass sie vielleicht diese Schlacht gewonnen haben, aber am Ende sind doch beide Verlierer.

Manchmal ist der Sadist in uns auch am Werk wenn wir für andere kämpfen. Wir meines es zwar eigentlich gut, übersehen aber, dass wir den anderen zwangsbeglücken und der das Ziel, das wir für ihn erkämpfen wollen, vielleicht gar nicht haben will. Viele Eltern, die ihre Kinder früh in eine Sportkarriere stecken und ihnen dabei die Kindheit stehen, sollten sich mal die Frage stellen, was ihr Kind wirklich will. Aber auch sonnst, wenn wir für andere kämpfen, ist die Frage nach dem Wohl derer, für die wir vermeintlich in die Schlacht ziehen, berechtigt.

Schlimm wird es, wenn unreife Krieger in Königsrollen gesteckt werden. Sie spüren instinktiv und oft unbewusst, dass sie eigentlich Königs-Energie hergeben müssten und täuschen diese dann durch Arroganz und gespielte Autorität vor. Aber wenn die Krieger nicht gelernt hat, mit Macht umzugehen, wird er sie missbrauchen. Auch wer Angst vor der Macht anderer hat, kann mit seiner eigenen Macht nicht umgehen.

Ein guter, reifer Krieger kann bestens in einem Team kämpfen. Mit den anderen Schulter an Schulter, feuert er sie an, hilft ihnen wenn sie in Bedrängnis geraten und stellt den Gesamterfolg über den Einzelerfolg. Im Unterschied dazu ist der Sadist ein Einzelgänger. Und wenn er doch Mitkämpfer hat, dann ist er ihnen gegenüber genauso hart und brutal wie zu seinem Gegner. Das sind dann die Männer, die ihre Mitstreiter beim kleinsten Fehler niederbrüllen und keine Gelegenheit auslassen, um einen eigenen Teilerfolg zu erringen, auch wenn der dann das Gesamtergebnis schmälert oder gar verhindert.

Am stärksten kommt der dunkle Krieger über uns, wenn wir gleichzeitig Angst haben und wütend sind. Er kann uns dann fast wie in einem Blutrausch agieren lassen. Wir schlagen blind um uns, fühlen uns in die Ecke gedrängt und kämpfen praktisch wie mit dem Rücken zur Wand, ohne irgendwelche Rücksicht auf Verluste. Wir kommen dann gar nicht mehr dazu, nachzudenken, Strategien auszuarbeiten und den Sinn des Kampfes im Auge zu behalten.
Die Ergebnisse solcher Kämpfe kann man dann in der Zeitung lesen: der Prinz, der in Nepal seine ganze Familie erschossen hat; der Baggerfahrer, der das Haus seiner Freundin niedergerissen hat, weil sie ihn verlassen hat – sie haben wie Tausende anderer nicht mehr weiter gewusst. Sie fühlten sich in die Ecke gedrängt und haben sich von ihrer Angst, ihrer Wut und ihrer Aggression übermannen lassen und blind zu geschlagen.

Ein gutes Beispiel für dunkle Krieger sind auch Workaholics und Yuppies. Sie stecken wir im Rausch ihre ganze Energie in die Arbeit, gehen dabei bildlich gesprochen über Leichen und opfern vieles oder gar alles ihrer Karriere. Fast immer auf Kosten ihrer Persönlichkeit und meisten auch noch auf Kosten ihrer Familie. Manche stecken ihre ganze Energie in den Kampf am Arbeitsplatz weil sie so allen anderen Kämpfen ausweichen wollen. Manche Männer tauchen sogar an Sonn- und Feiertagen im Büro auf, weil sie es zu Hause nicht aushalten und nicht wissen, was sie mit ihrer Familie anstellen sollen.

Der dunkle Krieger fühlt einen Hass auf alles Schwache, auf Hilflosigkeit und Verletzlichkeit. Aber in Wirklichkeit gründet sich diese Abneigung auf die eigene Schwäche und Hilflosigkeit, die er aber nicht wahrhaben will. Er tritt um so fester zu, je mehr der andere Schwäche zeigt. Nur in großer Bedrängnis kann er zugeben, dass er selbst schwach und ängstlich ist. Er merkt nicht, dass er die ganze Zeit sich selbst bekämpft.

Ein krasses Beispiel des völlig der dunklen Seite verfallenen Kriegers ist der Söldner, dem es egal ist, wofür er kämpft, welches Ziel angepeilt wird und ob es ein wertvolles oder ein abscheuliches Ziel ist. Ihm geht es darum, kämpfen zu können, immer wieder die Legitimation zu haben, seinem Hass und seiner Wut freien lauf zu lassen. Wenn der Krieger der dunklen Seite verfallen ist, zerstört er, um sich nicht selbst verändern zu müssen.

2.1.3. Der Masochist - der passive dunkle Krieger

Der Masochist, der Mann ohne aktive Krieger-Energie, weiß nicht, wie er Schaden begrenzen soll. Er weiß auch nicht, wofür er kämpfen soll und deshalb lässt er sich treiben, erduldet alles und engagiert sich nirgends. Er kämpft höchstens, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt und wendet sonst die Taktik des passiven Widerstands an.

Solche Männer findet man oft im Berufsleben. Sie haben innerlich schon gekündigt, interessieren sich nicht für den Bereich, für den sie verantwortlich sind und agieren nur, wenn Druck auf sie ausgeübt wird. Sie wollen nicht ihre Arbeit gut machen, sondern nur Geld verdienen. Wenn du etwas von ihnen brauchst, helfen sie oft halbherzig und sind froh, wenn sie dich wieder loshaben.

Männer, die aus der Energie des Masochisten leben, lassen sich sehr, sehr viel gefallen, bis sie wirklich zu kämpfen beginnen. Meistens schwappen sie dann von einem dunklen Pol des Kriegers zum anderen über und agieren als dunkler, sadistischer Krieger. Sie werden zum Angstbeisser, verlieren jedes maß und jede Angemessenheit, weil sie nie wirklich zu kämpfen gelernt haben. Oft agieren sie dann völlig unbeholfen und wissen nicht mit den zur Verfügung stehenden Waffen umzugehen. Sie vernachlässigen ihre Deckung und sind so leicht zu besiegen.

Ein Mann ohne Krieger-Energie ist antriebslos, fad und ohne Ziel. Auch die ewigen Jammerer fallen unter diese Kategorie: Männer, die sich immer und über alles beschweren, aber nie eine Anstrengung zur Verbesserung ihrer Situation unternehmen. Sie sind gegen alles und jedes, haben aber nie Alternativen parat. „Wie man es machen soll, weiß ich auch nicht, aber so jedenfalls nicht!“, hört man immer wieder von ihnen. Oder sie suchen vor jedem Kampf Gründe, warum sie sich diesem Kampf nicht stellen müssen. Es ei doch gar nicht ihre Aufgabe, oder es müsse zuerst der oder die da etwas tun, weil geschehen muss natürlich etwas, aber sie wären nicht dazu berufen, selbst etwas dazu beizutragen.

Der passive dunkle Krieger ist oft schon so ans Verlieren gewohnt, dass er beim ersten Zeichen eines drohenden Kampfes freiwillig das Feld räumt. Trotzdem wird er immer wieder von den Ereignissen überrascht oder sogar überrollt. Kein Wunder, denn er sieht keinerlei Spuren, erkennt keine zeihen und seine Wachsamkeit und seine Sinne sind nicht existent. Er tappt in jede Falle, die ihm gestellt wird und weiß schnell nicht weiter, weil er keinen Plan gemacht hat. Meist reagiert er dann Panisch und hektisch.

„Ich schaffe das ja doch nicht!“ so meint er bei jedem Problem und im Sinn einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung hat er damit auch oft recht. Egal woran man mit so einer Einstellung herangeht, meistens wird man scheitern. Oft scheitert es schon daran, dann sich der Masochist nicht traut, eine der notwendigen kleinen Entscheidungen zu treffen, sondern wegen jedem Mist zum König läuft.

Der Masochist bringt auch selten etwas zu Ende. Alles, was er beginnt, kommt über ein Anfangsstadium kaum hinaus. Es wird bestenfalls halbfertig, da es ihm an Konzenration, Ausdauer und Zähigkeit, eben an echter Krieger-Energie fehlt. Bei der ersten oder spätestens zweiten Schwierigkeit gibt er auf. Und er ist erst recht nicht in der Lage, die unvermeidlichen Durststrecken, die bei großen Aufgaben immer auftreten, zu überstehen ohne aufzugeben.

„Was kann ich schon bewirken?“ ist der Leitspruch der schwachen Krieger. Uns so können sie auch nie einen Schluss-Strich ziehen – keine noch so quälende Beziehung, keinen noch so demütigenden Arbeitsplatz verlassen. Masochisten sind oft die einzigen, die außer der Leibgarde im gefolge des Tyrannen zu finden sind, weil sie es nicht schaffen, zu gehen. Ich weiß, ich habe gesagt, dass ein guter Krieger nicht aufgibt, aber es gibt einen Unterschied ob ich unter etwas leide und leide und dabei immer kleiner werde, oder ob ich darum kämpfe, dass etwas besser wird. Außerdem weiß ein guter Krieger auch, wann ein Kampf verloren ist. Er weiß, wann er aufhören muss, mit allen Mitteln zu kämpfen, wann der Preis zu hoch geworden ist und der Rückzug und die Suche nach einem neuen Ziel an der Reihe sind.


2.1.4. Aufgaben zum Krieger

a) Beobachte eine Woche lang die Männer in deiner Umgebung. Denke dabei über die erlebten Beispiele von positiver, sadistischer und masochistischer Krieger-Energie nach. Beurteile die Männer nicht danach und verurteile sie auch nicht. Auch sie sind, wie wir alle, auf dem Weg und kein Mensch kann immer rein aus der positiven Krieger-Energie leben.

b) Denke über deine Krieger-Energie nach. Hast du zu viel oder zu wenig davon? Ist sie für dich positiv oder negativ? Und wie ist sie für die anderen?

c) Erinnere dich an eine Situation, in der du stark aus der negativen Krieger-Energie gelebt hast und an eine, in der du stark aus der positiven Krieger-Energie gelebt hast. Beschreibe beide Situationen, vor allem, was du gefühlt hast und warum du so gehandelt hast. Halte fest, was die das für heute sagen kann.

d) Erstelle eine Liste mit allem, was du fürchtest. Da Angst immer zur negativen Krieger-Energie führt, betrachte diese Liste Punkt für Punkt mit den Augen des guten Kriegers.

2.2.1. Der Magier – die reife Form des Archetypen
2.2.2. Der Manipulant – die aktive dunkle Seite des Magiers
2.2.3. Der Ahnungslose – die dunkle passive Seite des Magiers
2.2.4. Aufgaben zum Magier


Das gibts nur für die Käufer der Vollversion zu lesen.

2.3.1. Der Liebhaber – die positive Form des Archetypen
2.3.2. Der Süchtige – der aktive dunkle Liebhaber
2.3.3 Der Impotente – der passive dunkle Liebhaber
2.3.4 Aufgaben zum Liebhaber


Das gibts nur für die Käufer der Vollversion zu lesen.

2.4.1. Der König – die positive Form des Archetypen
2.4.2. Der Tyrann – der aktive dunkle König
2.4.3. Der Schwächling – der passive dunkle König
2.4.4. Aufgaben zum König


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Wie schon gesagt, geht es beim Konzept der Archetypen nicht darum, festzustellen: „ich bin ein...“, sondern darum, einen Zugang zu allen dieser vier Energien zu finden. Jeder von uns hat einen inneren Krieger, Liebhaber, Magier und König. Diese sind verschieden groß, ihm unterschiedlich bewusst und werden mehr oder weniger positiv ausgelebt. Meist ist das auch stark abhängig von der Situation, in der man sich gerade befindet. Die Aufgabe besteht darin, zu jeder der Energien einen bewussten Zugang zu finden, ihn Platz und Raum im Leben zu geben und aus ihr Kraft zu schöpfen, sie positiv auszuleben.

Es ist wichtig, nichts zu beurteilen, zu verurteilen oder zu unterdrücken! Auch wenn du bei einem Archetypen manchmal oder sogar immer aus der negativen Energie lebst, wirst du die Situation nicht verbessern, wenn du dich dafür verurteilst. Im Gegenteil, ziemlich sicher wirst du so noch mehr auf der negativen Seite landen. Das wie bei einer Mauer. Die geht auch nicht weg, nur weil du dagegen drückst. Und je stärker du drückst, desto mehr Widerstand kommt ( scheinbar ) von dieser Mauer. Der richtige Weg, damit umzugehen, wenn du negative Archetyp-Energie in dir spürst, ist, auch diesen teil von dir anzunehmen. Es wird einen Grund geben, warum du reagierst wie du reagierst. Schau hinter die Kulissen, ergründe, warum du aus der negativen Energie lebst. Lerne es zu verstehen und dir zu verzeihen und damit ist der wichtigste Schritt zur reifen Energie des jeweiligen Archetypen schon getan.

Die einzelnen Archetypen schließen sich nicht gegenseitig aus, im Gegenteil: jede braucht die anderen drei, um wirklich zur positiven, reifen, vollendeten Form zu gelangen. Der König braucht die Hilfe der anderen drei, damit er nicht auf die Schattenseite gerät. Ein König ohne Krieger, Magier und Liebhaber ist immer ein Tyrann oder ein Schwächling. Der König braucht den Magier, damit der ihm sagt, was er falsch macht und ihm einen Spiegel vorhält. Der Krieger gibt dem König die Kraft, die gesetzten Grenzen zu verteidigen und der Liebhaber schenkt ihm Demut und Mitgefühl.

Auch der Krieger braucht, um nicht zum Sadisten oder Masochisten zu werden, die Hilfe der anderen drei. Wenn er keinen guten König hat, der ihn leitet und ihm Gesetz und Ordnung vorgibt, wird er nur für sich kämpfen. Ein Krieger ohne König oder im Gefolge eines dunklen Königs kann kein guter Krieger sein, da er nicht auf hohe, wertvolle Ziele ausgerichtet ist. Der Magier wiederum hält dem Krieger vor Augen, dass er selbst das ist, was er an anderen fürchtet. Er verhindert, dass der Krieger seine Ängste und Schwächen unterdrückt. Ohne Magier wird der Krieger auch blind für Alternativen. Der Magier steuert und kanalisiert die Energie des Kriegers. Der Liebhaber schließlich gibt dem Krieger eine Ahnung der Größe und Schönheit der Schöpfung und eine Ehrfurcht vor allen Dingen. Er schenkt ihm Mitgefühl und Verbundenheit mit den Armen und Schwachen.



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4. Intensivierung der Energien


Es gibt viele Möglichkeiten, um die einzelnen Archetyp-Energien zu fördern und zu intensivieren. Und es würde den Rahmen dieses Ratgebers sprengen, alle aufzuzählen. Ich gebe dir deshalb zu jedem Archetypen ein paar Anregungen und überlasse den Rest dann dir, da es auch stark auf dich ankommt. Alles was jetzt folgt, sind Beispiele, die dir Ideen geben sollen und natürlich nicht eins zu eins auf dein Leben passen werden. Sie können dir aber Hinweise darauf geben, was für dich wichtig ist.

Um den inneren König zu fördern, ist es am wichtigsten, dass wir Ruhe und Gelassenheit finden. Wir erreichen das durch Vertiefung und indem wir Abstand gewinnen, um aus der Distanz die richtige Größe von allem finden zu können. Mir hilft dabei, den tag geruhsam und gelassen u beginnen. Ich habe mich entschlossen, lieber eine halbe Stunde früher aufzustehen, und dafür morgens keine Hektik mehr zu haben. Ich lasse mir bewusst mehr Zeit als nötig wäre, tue mir etwas Gutes und gehe den Tag langsam an. Wenn ich dann das Haus verlasse, bin ich ruhig und gelassen, denn der Tag hat gut begonnen.


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Ich möchte noch über einen Bereich sprechen, in dem uns der Zugang über die Archetypen bereichern kann: unsere Beziehungen. Beziehungen laufen auf mehreren verschiedenen Ebenen gleichzeitig ab. Viele davon werden durch eine Betrachtung aus dem Blickwinkel der Archetypen verständlicher und besser lebbar.

Ich schlage dir dazu folgende Übung vor: Nimm dir etwas Zeit und setze dich an einen ruhigen Ort. Beginne damit, dass du alle Personen, mit denen du in näherem Kontakt stehst, in eine Liste aufschreibst. Gönne dir dazu ruhig Zeit zum Nachdenken. Sicherlich werden dir die wichtigsten sofort einfallen, aber manchmal „vergisst“ man auch jemanden, der durchaus viel Bedeutung hat. Warum du diese Person vergessen hast, wäre übrigens eine eigene Betrachtung wert, ist aber jetzt nicht das Thema.

Wenn deine Liste fertig ist, gehe sie Person für Person durch und schreibe im ersten Schritt ganz spontan daneben hin, welche Energie in dieser Beziehung von dir hauptsächlich gefordert wird. Denk nicht nach, lass dein Gefühl sprechen!

Gehe dann in einem zweiten Schritt noch einmal Person für Person durch und lass dir diesmal Zeit. Denke darüber nach, welche Energie wirklich am häufigsten in dieser Beziehung von dir gefordert wird: Ob es immer dieselbe oder situationsbezogen einmal die uns einem die – oder ob generell zwei oder gar drei gefordert sind. Schreibe das Ergebnis ebenfalls dazu, aber ergänzend zu der spontanen Eintragung, nicht ersetzend. Schreibe es am besten in einer anderen Farbe.


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Das Ziel der Reise


Der Wilde Mann

Vielleicht hast du dich schon gefragt, was denn jetzt wirklich das Ziel der Reise ist. Einfach nur König werden, kann es nicht sein. Schließlich braucht der König, wie jeder andere Archetyp, auch die anderen drei Energien. Das heißt, das Ziel muss mehr sein, als nur König zu werden. Und genau darum geht es: Es reicht eben nicht, nur König zu sein, sondern du musst den Krieger, den Magier, den Liebhaber und den König in dir integrieren um so ein „Wilder Mann“ zu werden, wie ihn das Märchen „Eisenhans“ treffend umschreibt.

Ein Wilder Mann zu sein, heißt natürlich nicht, wild im Sinne von unzivilisiert, ungehobelt, zornig oder brutal zu sein. Wild ist hier im Sinne von Wild-Tier statt Haus-Tier gemeint. Es bedeutet, kraftvoll und ungezähmt zu sein, voller Energie und Lebenslust. Es bedeutet, authentisch zu leben, im Einklang mit seinen Wünschen, Träumen und Visionen zu agieren und das zu sagen, was man wirklich meint. Dann aber auch dazu zu stehen, auch wenn es manchmal schwer sein mag.

Wild zu sein bedeutet, das Feuer in sich zu spüren, in Kontakt mit den inneren Energien zu sein und aus ihnen zu schöpfen und zu leben. Es bedeutet, sich nicht an von anderen übernommene Vorstellungen anzupassen, sondern seine eigenen Vorstellungen vom Leben zu entwickeln und danach zu handeln. Es heißt, eins mit ihnen zu sein, seinen Gedanken, Gefühlen und mit seinem Körper, und dabei durchlässig zu werden und die eigene Seele durchscheinen zu lassen. Schließlich bedeutet es, seinen Platz im Universum zu kennen, mit der Welt, der Natur, der Erde, ja, mit allem und jedem verbunden zu sein, und auf diese Weise behutsam und achtsam, aber bestimmt seinen eigenen Weg zu gehen.

Wie oft verstellen wir uns und leben so, wie wir glauben, dass die anderes es von uns erwarten? Und wie oft tun wir das sogar ohne zu hinterfragen, ob das, wovon wir glauben, dass es von uns gefordert würde, auch wirklich von unserer Umgebung gewünscht wird und üben so sozusagen vorauseilenden Gehorsam? Wir entfernen uns dabei immer mehr von uns selbst und werden so zu einem Zerrbild unserer eigenen Person.

Es gibt einen alten Witz, der das wunderbar aufzeigt: Ein Mann kommt zu seinem Schneider und probiert einen neuen Anzug aus. Dabei fällt ihm auf, dass der rechte Ärmel ein bisschen kürzer ist als der linke, „Oh“, sagt der Schneider, „das macht gar nichts, heben Sie ienfach ein bisschen die rechte Schulter, dann passt das schon“. Der Mann probiert das und es funktioniert auch, aber jetzt fällt ihm auf, dass nun der Kragen etwas schief sitzt. „Das ist gar kein Problem“, sagt der Schneider, „sie müssen nur den Kopf ein wenig nach links neigen, dann passt auch das“. Und wirklich, es hilft. Aber leider sieht er, dass das linke Hosenbein etwas zu lang ist. „Überhaupt keine Schwierigkeit“, meint der Schneider, „Sie machen einfach den linken Fuß steif und heben ein bisschen die Ferse, dann passt es wunderbar“. Der Mann probiert es, und nachdem der Schneider recht hat, kauft er den Anzug und geht. Am nächsten Tag humpelt er so mit seinem neuen Anzug an zwei Männern vorbei, die rechte Schulter hochgezogen, Kopf schief liegend, und das linke Bein gestreckt. Die beiden schauen ihm nach und dann sagt der eine: „Armer Kerl, so stark behindert.“ Worauf der andere sagt: „Ja, er kann einem wirklich leid tun. Aber sein Schneider muss eine Wucht sein, der Anzug sitzt perfekt!“

Geht es uns nicht auch so, wenn wir dauernd versuchen, die Erwartungen anderer zu erfüllen und Rollen zu spielen, die nicht die unsrigen sind? Und ist es nicht auch im täglichen Leben so, dann man ganz deutlich sehen kann, ob jemand authentisch lebt oder sich verstellt? Wirklich angezogen werden wir von Männern, sie so sind, wie sie sind. Die nicht mehr scheinen als in ihnen ist, die nicht groß reden, sondern handeln, die nicht Wasser predigen und Wein trinken, sondern einfach echt sind – Wilde Männer eben!


Den Rest gibts nur in der Vollversion.

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