Zitat
Vorsicht vor den Gutmütigen! Der Umgang mit ihnen erschlafft.
Friedrich Nietzsche: Werke IV - Aus dem Nachlaß der Achtzigerjahre, 6. Aufl. Frankfurt/M u. a.: Ullstein, 1969, S. 393
ISBN: 354803229X
Interpretation: (gekürzt)
Zitat
"Ich meine es doch nur gut mit dir!" Wer hat diesen Spruch nicht schon mal gehört? Dahinter steckt ein psychologischer Imperialismus, der wie selbstverständlich davon ausgeht, dass man selber besser als der andere weiß, was gut für ihn ist. In Kombination mit "guten" Ratschlägen und einer scheinbar altruistischen Hilfsbereitschaft ist dieser Spruch für jedes ratgeschlagene und verholfene Opfer entwaffnend.
Der missionarisch Gutmütige bietet kaum Angriffsfläche, da er es offenbar immer gut meint. Hat er die imperiale Grundmotivation seiner Gutmütigkeit erfolgreich verdrängt, ist er besonders gefährlich, weil er von seiner Güte vollkommen überzeugt ist. Da in diesem Fall ein Kampf gegen die Invasion der Güte mangels Angriffsfläche als wenig aussichtsreich erscheint, bleiben dem mit imperialer Güte bombardierten Opfer in der Regel nur zwei Alternativen: Kapitulation vor dem "guten" Imperator durch Unterwerfung unter seinen guten Willen - oder Flucht vor dem übermächtig freundlichen Feind.
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Wer die paralysierenden Injektionen bereitwillig über sich ergehen lässt, dessen Muskeln erschlaffen ebenso wie sein Geist. Er mutiert zum willfährigen Sklaven einer Herdenmoral, die am geistigen Fließband schwache Schafsnaturen erzeugt.
Als gebranntes Kind war Nietzsche der Blick für eine Gutmütigkeit der Stärke zunächst verstellt. Erst in der Gestalt des Übermenschen im Zarathustra finden sich Hinweise darauf, dass er genau diese Form der Gutmütigkeit gesucht hat: den freien, willensstarken Menschen, dessen Vater nicht im Himmel wohnt, sondern auf Erden; ein Mensch, der keinen Gott mehr braucht, weil er sein eigener Vater ist. Nietzsches Übermensch ist immun gegen alle Injektionen der imperialen Schwäche.
Der Preis, den er für die Befreiung von einer als Gutmütigkeit getarnten falschen Liebe bezahlen muss, ist ein Leben, das im wesentlichen aus Kampf besteht. Der Lohn dieser Befreiung besteht in der Möglichkeit, in sich und in der Welt eine Gutmütigkeit zu entdecken, die frei ist von jeglicher Instrumentalisierung, das heißt die seltene Form der übermenschlich mächtigen, unsterblichen Liebe, in der Eigenwille und Schöpfungswille eine unzertrennliche Einheit bilden.
Andreas Tenzer, Köln im September 2007
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Obiger Texz ist mir jetzt erst aufgefallen.
Sehr wertvoller Text bzw. wertvolle Erkenntnis. Böse Falle diese "Gutmütigkeit"...
Passt irgendwie auch in die Wertedebatte.
jemandem, der es ja angeblich gut mit mir meint, kann ich ja kaum widersprechen...
The most loving women are the women who will test you the most. She wants you to be your fullest, most magnificent self. She won’t settle for anything less. She knows it is true of you. She knows in your deepest heart you are free, you are Shiva. Anything less than that she will torment. And, as you know, she’s quite good at it.
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Zitat von mbrandis
Gegen Kritik kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos
Ich kann doch sagen: "Dein Lob weise ich zurück!"
Das fiese ist nur, dass ein Lob oft wohl subtiler als eine Kritik ist bzw. sein kann.
Zitat von koc
Passt irgendwie auch in die Wertedebatte.
jemandem, der es ja angeblich gut mit mir meint, kann ich ja kaum widersprechen...
"Sei doch bitte mal so nett und ...." das ist einfach mal angewandte Psychologie... "man will ja nicht der Schlechte sein drum mach ich mal.... "
Angewandte Psychologie :D
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