8. Von leichten Problemfällen und schweren Pflegefällen

#1 | 8. Von leichten Problemfällen und schweren Pflegefällen datum

21.06.2014 13:57

Wer frisch verliebt ist, neigt zur Großzügigkeit. Diesmal ist er ganz bestimmt der richtige, wer will da schon an kleinen Fehlern rummäkeln. Dass der Gute solo durch sein verkorkstes Leben taumelt, kann dich nicht erschüttern. Im Gegenteil, es beflügelt deinen Ehrgeiz, diesen Prinzen wachzuküssen. Dem Himmel sei Dank, dass bisher keine Fraue diesen tollen Typen entdeckt hat. Sonst wäre dieser Traum von einem Mann ja schon längst vergeben. Wie etwa das Muttersöhnchen, dass vor seiner Mami kuscht, in dem in Wahrheit, so weiß die frisch Verliebte sicher, ein wunderbar zuverlässiger Familienmensch steckt, der potentielle Vater ihrer Kinder. Oder der cholerische Tyrann, dem die Frau davongelaufen ist: In ihm erkennt sie den echten Mann, voll Kraft und Temoerament, der sich durchsetzen kann. Und der Feigling, der beim Hauch einer Konfrontation den Schwanz einzieht, ist ein Meister der Harmonie, an dem man sich gefälligst ein Beispiel nehmen sollte.

Es dauert lang, bis Frauen aus ihren Illusionen erwachen. Bis sie, da ihr Leben immer mehr zur Hölle wird, den entzauberten Traumprinz endlich an die Wand klatscht.

Das hier wird kein Männer-Watschen. Ok, vielleicht ein bisschen, aber wer hier ernsthaft einen Einlauf bekommt, seid ihr Frauen. Mit eurer halsbrecherischen Kreativität, einen Vollpfosten als Traummann zu besingen. Liebe macht nicht blind, sondern sehend: Ihr seht Millionen Qualitäten, die er nicht hat.

Sich verlieben ist leicht. Marotten, die Alarm auslösen sollten, als Gütesiegel umzuinterpretieren, erfordert Phantasie. Kein Problem für die verliebte Frau. Wo die Freundin, ja jeder Außenstehende, die Arme in die Luft werfen und schreien würde: �Schatzi bitte Hände weg, der spinnt!� - ortet sie den Start ins Glück und macht sich frohen Mutes auf den Weg. Der dann nach ein paar bravourös gezogenen Kurven ins Fiasko führt.

Aber fangen wir an...

The most loving women are the women who will test you the most. She wants you to be your fullest, most magnificent self. She won�t settle for anything less. She knows it is true of you. She knows in your deepest heart you are free, you are Shiva. Anything less than that she will torment. And, as you know, she�s quite good at it.

und haben sich bedankt!

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#2 | 8.1. Der Klammeraffe datum

21.06.2014 13:59 (zuletzt bearbeitet: 26.06.2014 09:49)

8.1. Der Klammeraffe

Falle:

Er liebt die Zweisamkeit

Himmel:

So viel Interesse an dir hatte noch keiner. Diese extreme Form der Anteilnahme an deinem Leben ist völlig neu für dich. Natürlich seht ihr euch meistens erst am Abend, immerhin hat jeder seinen Job, seine Termine. Aber getrennte Wege bedeuten noch lange nicht, dass man sie nicht im Geiste gemeinsam gehen könnte.

Diese nie gekannte Nähe herzustellen, beherrscht dein Liebster meisterlich. Im Unterschied zum Durchschnittsmann begnügt er sich nicht mit einem groben Umriss deines Tagesablaufes. Nein, er will immer wissen, wo du bist, was du gerade tust und wann du wo hinzugehen gedenkst. Von morgens bis abends, lückenlos, bis ins Klo hinein. Dass er mindestens zehn mal am Tag anruft, erweist sich zuerst als gewöhnungsbedürftig.
Aber schnell verstehst du: Zeitpläne haben die tückische Eigenschaft, kurzfristig geändert werden zu müssen. Der Tag, so wie du ihn frühmorgens skizziert hast, kann ja theoretisch völlig anders verlaufen. Mittels regelmäßiger telefonischer Nachfrage bleibt er auf dem Laufenden.

Wohlige Geborgenheit macht sich in dir breit. Irgendwie bist du jetzt nie alleine. Falls der Erdboden dich plötzlich verschlucken sollte, gibt es einen, der auf die Minute genau rekonstruieren kann, wo es passiert sein muss. Wenn du abends beruflich eine Veranstaltung besuchst oder mit deiner Freundin essen gehst, läutet auf dem Weg dahin verlässlich das Handy. Wie lange es dauern wird, wüsste er gerne. Rührend, nicht? Du bist noch gar nicht dort und er kann es kaum erwarten, dass du da wieder weggehst um dich mit ihm zu treffen. Seine Ungeduld tut dir gut, obwohl sie leichte Hektik auslöst. Da die Gedanken permanent zu ihm, dem Wartenden, wandern, kannst du dich auf Konversationen nicht richtig einlassen. Wodurch du gleich doppelt Schuldgefühle entwickelst: gegenüber dem jeweiligen Gesprächspartner, dem du nicht zuhörst und gegenüber deinem Lover, der irgendwo alleine steht und auf dich wartet.

Aber er hat, so stellt sich schnell heraus, die Zeit nicht nur mit Warten verbracht. Als du nach sehr kurz gehaltenem Gesichtsbad von dem Arbeitstreffen vom Stadtrand mit der U-Bahn in die City düsen und, so schnell die High Heels dich tragen zu der Bar tippelst, in der dein Liebster sich beruhigt in die Arme schließen kann, erfährst du, dass der Bus die schnellere Verbindung gewesen wäre. Zum Beweis zieht er einen Taschenfahrplan heraus.
Gott, wie süß! Statt sich zu amüsieren, mit anderen zu plaudern oder einfach der Musik zuzuhören, studiert er deine Route.

Noch verblüffter reagiert du, als du ihn nach einem Abendessen mit deiner Freundin triffst. Nicht weil er fragt, was du gegessen hast, das ist normal bei einem aufmerksamen Partner. Aber er empört sich warum um Himmels willen du Penne al´arrabiata gegessen hast, wo es doch Miesmuscheln in Weißweinsud gegeben hätte, deine Lieblingsspeise, und die Miesmuscheln in diesem Lokal immer freitags frisch geliefert würden. Deinen fragenden Blick pariert er mit einem Lächeln, Internet! Er hat sich auf der Homepage des Restaurants die aktuelle Speisekarte zu Gemüt geführt.

Endlich begreifst du, wie jede deiner Abwesenheiten diesem wunderbaren Mann zu schaffen macht. Alle Termine kannst du natürlich nicht streichen, aber du weißt, wie du das Dilemma löst. Prioritäten setzen heißt das! Eine Frau, der das Glück widerfahren ist, so hingebungsvoll geliebt zu werden, sollte wissen, wer Vorrang hat. Du reduzierst also deine beruflichen und privaten Treffen auf das absolute Minimum.

Und wie ihn das freut. Angespornt von deiner Kompromissbereitschaft will jetzt auch er einen Beitrag zu mehr Zweisamkeit leisten. Und holt dich ab jetzt täglich vom Büro ab. Dass du drei Mal pro Woche ins Fitnessstudio gehst, kann ihn nicht erschüttern. Pünktlich wie die Maurer steht er auf der Straße, schultert deine Sporttasche und begleitet dich. Dir fällt es schwer, genau anzugeben, wie lange du trainieren wirst. Du trainierst, saunierst und duschst gerne nach Lust und Laune. Dein Bedarf an Terminen ist durchaus gedeckt, du willst nicht auch noch dein Wohlfühlprogramm mit einer Deadline garnieren.

Es dauert keine zwei Wochen, da hat dein Liebster euer beider Problem auf einen Schlag gelöst. Als er dich am nächsten Tag vom Büro abholt, ist er mit einer nagelneuen Sporttasche bewaffnet. Er ist deinem Club beigetreten, verkündet er dir strahlen.

Toll, sagst du und lächelst tapfer. Die Vorstellen, ab sofort nicht einmal die geliebten Fitnessstunden, in denen du Kraft und Ruhe tankst, alleine verbringen zu können, löste eine spontane Panikattacke aus. Er führt deinen Schweißausbruch auf die sommerliche Hitze zurück, und so soll es sein. Um nichts in der Welt willst du diesen lieben, guten, anhänglichen Menschen verletzen. Außerdem ist deine Panik sowieso krankhaft. Dass du Zeit für dich brauchst, war dir bisher zwar noch nicht als Problem aufgefallen, aber jetzt erkennst du: Im Grunde deines Herzen bist du eine asoziale Einzelgängerin! Dankbar willst du de Chance ergreifen, gegen deine Störung anzugehen und dich zu einer normalen, gesunden Frau zu entwickeln.

Hölle:

Du fühlst dich in letzter Zeit erschöpft. Obwohl du nicht mehr arbeitest oder weniger schläfst. Morgens um halb sieben wenn der Wecker klingelt, verspürst du, einst eine frohe Frühaufsteherin, massive Unlust. Selbst nach Nächten, die du alleine und in Ruhe auf der Spezial-Relax-Matratze verbracht hast, kommst du nicht wirklich in Schwung. Du schlägst die Decke zurück, schaltest dein Handy an und trottest benommen in Richtung Kaffeemaschine. In deiner Hand piepst es viermal. Das sind die Nachrichten, die er nachts hinterlassen hat. Alle immer dringend um mit der Bitte um sofortigen Rückruf versehen. Der Rückruf, den du gleich nach dem Frühstück erledigen wolltest, erübrigt sich. Kaum hast du den ersten Löffel Müsli in den Mund gesteckt, zerstört die Melodie von �O sole moi� den morgendlichen Frieden. Wo ist die Zeit, da dieser Klingelton, den du einst wonnig für deinen Liebsten ausgesucht hast, dein Herz erwärmte? Inzwischen verursacht �O sole mio� Sodbrennen...

Untertags musst du aus beruflichen Gründen telefonisch erreichbar sein. An manchen Abenden aber wagst du das Experiment, dich stundenweise auszuklinken. Eine lustvolle, aber sinnlose Aktion, wie ein paar Testläufe ergeben. Die paar kurzen Telefonate mit ihm hätten weniger Zeit in Anspruch genommen als das Abhören seiner gesammelten Nachrichten.

Unter Vorspiegelung eines technischen Gebrechens teilst du ihm mit, man könne derzeit leider Gottes keine Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen. Sein Angebot, das Gerät zur Reparatur zu bringen, lehnst du dankend ab. Kein Problem für diesen Mann. Der sich dank beneidenswerter Flexibilität zum Spezialisten für elendslange SMS entwickelt. So lästig des Lesen seiner Ergüsse auch sein mag, im Vergleich zum Abhören seines Geschwafels auf der Mailbox fällt die nervliche Belastung gering aus. Was man vom gemeinsamen Besuch im Fitnessstudio nicht sagen kann.

Er weicht nicht von deiner Seite. Logisch, dachtest du beim ersten Mal. Er muss sich orientieren in dem fremden Club. Doch zeigt die Klette auch nach zwei Monaten keinerlei Eigenständigkeit. Besteigst du ein Fahrrad, sitzt er auf dem Nachbarrad. Gehst du in die Sauna, watschelt er mit. Ja, sogar wenn du auf die Toilette musst, verspürt er zeitgleich massiven Harndrang. Deine Selbstbeherrschung schwindet. An die Stelle rücksichtsvoller Höflichkeit tritt offensichtlich schlechte Laune. Die dem ach so einfühlsamen Mann an deiner Seite nicht entgeht. Du bist beruflich überlastet, du Arme, weiß er zu diagnostizieren, und solltest etwas leiser treten. Du willst nur noch schreien.

Das Fitnesscenter als Ort der Ruhe und Entspannung hat ausgedient. Reumütig reaktivierst du die Kontakte zu deinen Freundinnen und nimmst wieder vermehrt berufliche Abendtermine wahr. Die telefonische Standardfrage � Wie lange bleibst du?� mit dem gewohnt beherrschten �Das weiß ich jetzt noch nicht!� zu beantworten fällt zunehmend schwer. Wer will schon in aller Öffentlichkeit ausrasten?

Aber bald kommt der Vormittag, an dem die Nervensäge drei Mal in Folge eine Sitzung, bei der du in Erwartung eines dringenden Kundenanrufes erreichbar sein musst, hineinklingel. Beim vierten �O sole moi� hebst du ab und brüllst übergangslos �Ruhe, hab ich gesagt!� in den Hörer. Hüsteln am Konferenztisch.
Nach der Besprechung nimmt der Chef dich beiseite und legt dir nahe, Urlaub zu machen. Du brauchst keinen Urlaub fauchst du. Darauf kommt: �Okay, dann sag ich´s anders. Wir brauchen Urlaub von dir!�

Weit bist du gekommen. Statt einer gesunden, geselligen, partnerschaftstauglichen Frau, zu der du mutieren wolltest, begrüßt dich im Spiegel ein nervliches Wrack. Verkniffener Mund, dramatische Zornesfalte, der Blick leicht irre. Die einst geschätzte Mitarbeiterin ist heute ein untragbares Element, das zwangsbeurlaubt wird. Du buchst ein Zimmer in einer Tiroler Almhütte und brichst noch am selben Abend zur Wanderwoche auf.

Kaum hast du die Stadt verlassen, läutet das Handy. Dass der Quälgeist deine überstürzte Abreise nicht versteht, ist egal. Dass er dich wegen beruflichen Verpflichtungen nicht begleiten kann, ein Segen. Um das zu erwartende telefonische Bombardement zu unterbinden, teilst du deinem Loverboy mit, deine Alm befände sich leider Gottes in einem totalen Funkloch.

Mach drei Tagen frischer Luft und ohne Handy checkst du gegen Abend deine Nachrichten. Zweiunddreißig der siebenunddreißig Anrufe in Abwesenheit gehen auf sein Konto. Inzwischen entspannt, wagst du den Rückruf. Es könnte ja etwas passiert sein. Laut Telefongesellschaft, seine Stimme überschlägt sich vor Freude, liegt die Alm keinesfalls in einem Funkloch, man könne jetzt jeden Tag telefonieren. Bevor du einen Ausweg gefunden hast, fragt er dich nach deiner heutigen Wanderung. Du schilderst die Route. Bei der Kapelle, so erfährst du, hättest du links abbiegen müssen, dann wärst du an den Wasserfällen vorbeigekommen. �Satellit!� so tönt es in dein fassungsloses Schweigen. Er hat die Wanderwege der Gegend per Google Earth studiert.

Und auch du begibst dich ins Internet. Am Tag deiner Heimkehr suchst du nach einem anderen Fitnesscenter, beantragst eine neue Handynummer und freust dich höllisch darauf, dein Leben als asoziale Einzelgängerin wieder aufzunehmen.

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#3 | RE: 8.3. Der Paniker datum

21.06.2014 13:59 (zuletzt bearbeitet: 21.06.2014 14:00)

Das gibts nur für die Käufer des MF zu lesen.

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#4 | RE: 8.2. Der Egomane datum

21.06.2014 14:00

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#5 | 8.4. Der Hypochonder datum

21.06.2014 14:01

8.4. Der Hypochonder

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#6 | 8.5. Der Paranoiker datum

21.06.2014 14:02

8.5. Der Paranoiker

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#7 | 8.6. Das Muttersöhnchen datum

21.06.2014 14:03

8.6. Das Muttersöhnchen

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#8 | 8.7. Der Parasit datum

21.06.2014 14:03

8.7. Der Parasit

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#9 | 8.8. Der Alkoholiker datum

21.06.2014 14:04

8.8. Der Alkoholiker

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#10 | 8.9. Der Heimwerker datum

21.06.2014 14:05

8.9. Der Heimwerker

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#11 | 8.10. Der Schlappschwanz datum

21.06.2014 14:06

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#12 | 8.11. Der Tyrann datum

21.06.2014 14:06

8.11. Der Tyrann

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#13 | 8.13. Der Feigling datum

21.06.2014 14:07 (zuletzt bearbeitet: 28.08.2014 21:42)

8.12. Der Feigling

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#14 | 8.14. Der Naturbursche datum

21.06.2014 14:08 (zuletzt bearbeitet: 28.08.2014 21:43)

8.13. Der Naturbursche

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